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Wien bei Nacht

Countdown Woche 26: Sechzehntausend und Nicole machen beim Vienna Night Run den Ring unsicher. Wessen Straße? Unsere Straße! [erscheint auch auf typischich.at]

Der Vienna Night Run ist einfach der zweitgeilste Lauf der Stadt. Daran ist nicht zu rütteln. Ich lauf ihn jetzt seit fünf Jahren – sprich: seit es ihn gibt – und ja, da gab’s bessere und schlechtere Jahre, gröbere und feinere organisatorische Hoppalas. Aber im Grunde ist das blunzn: Der Night Run ist stimmungsmäßig wie ein Robbie Williams Konzert. Selbst wenn sich Robbie mal versingt, selbst wenn die Klos im Wembley Stadion dauerbesetzt und der Aperol Sprizz aus ist, bleibt das pure Dabeisein immer noch ein Euphorie-Kick deluxe. (Der geilste Lauf der Stadt? Eindeutig der Frauenlauf. Sorry, Jungs. Aber das ist, wie Michael Ende sagen würde, eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden…)

Der Night Run ist so gut, weil Wien bei Nacht so gut ist. Sogar für Wiener.
Er ist wie ein Son-et-lumière-Streifzug quer durchs UNESCO Kulturerbe. Gepaart mit dem prickelnden Gefühl, das man als Kind hatte, wenn man so richtig lang aufbleiben und in der Nacht noch einmal rausgehen durfte. Die Nacht ist hell erleuchtet. Die Oktoberluft ist herrlich. Und die Straße gehört dir.

Na ok. Nicht dir allein. 16.000 Teilnehmer sind’s inzwischen. Ein bissl eng wird das. Und die Kloschlange! Aber wenn dann vorm Anstimmen der Start-Vuvuzela alle gemeinsam Waka Waka tanzen, ist jegliche Drängler-Unbill verziehen und vergessen.

Die Strecke, einmal um den Ring, hat ihre Eigenheiten. Gleich nach dem Start – also dann, wenn Herr und Frau Läufer gemeinhin eh zu schnell unterwegs sind – geht’s bergab. Yeehaw!  Beim Zielsprint geht’s dafür bergauf. Aber wenn man’s weiß, ist beides lustig. Und lustig ist auch das zeitweilige Hupfn über Straßenbahnschienen. ;)

Heuer war’s in erster Linie kalt. Kategorie: Lappland. Ich war unbeeindruckt, weil gut eingepackt, habe die Wärme aber mit einem konkurrenzlosen Outfit-Waterloo bezahlt: Pipihendl-gelbe Startnummer auf knallgrünem Night Run Leiberl. Darüber lila Weste. Und gegen den Regen eine military-grüne Jacke. Bist du deppat. (Deutliche Verbesserung nach dem Garderobe abgeben.)

Beim Warten gefriert dann der ganze Startblock zu Eiszapfen. Trotz Waka Waka. “People are raising their expectations; go on and feel it; this is your moment, no hesitations”, singt Shakira.

Weshalb ich bei “Los” sofort alle Vorsätze in den Wind schlage und bis zum Rathaus durchsprinte. “Du bist zu schnell”, schimpft mein innerer Pacemaker, “Das geht nicht gut.” – “Gusch!”, zische ich zurück, “Mir ist so kalt!” Aber natürlich hat er recht. Merke es gleich am Brennen in der Luftröhre.

Bei Kilometer zwei spür ich die Finger wieder warm kribbeln und reduziere das Tempo auf ein mir angemesseneres. Vor mir rennt ein Lacrosse-Team in voller Montur – inklusive Helm und Netzschläger. Sachen gibt’s…

Am Ende verfehle ich meine Wunschzeit um 30 Sekunden, beschließe aber, mir durch solch Kleinkram nicht die Stimmung verderben zu lassen. Und überhaupt: “You’re a good soldier; choosing your battles; pick yourself up; and dust yourself off; get back in the saddle!” Danke, Shakira! Nächste Woche also Wolfgangsee.

P.S. Der Marillenwind war auch beim Night Run. “Du erkennst mich leicht”, hat er vorher gemeint, “Ich bin: Das dicke Ende kommt zum Schluss.” Man muss ihn einfach lieben.

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