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Was James Cameron einst als Zukunftsvision für seinen „Terminator“ skizzierte, trägt heute jedermann in der Hosentasche. Der WIENER traf Robert Harm, Spezialist für Augmented Reality, und ließ sich den Hype erklären. [Erschienen im WIENER Nr. 343 / März 2010]

Wie funktioniert „Augmented Reality“?

Über das Kamera- bzw. Videobild eines Smartphones wird eine Datenschicht gelegt, die zusätzliche Informationen anzeigt. Diese Datenschicht ist abhängig vom Standort des Benutzers und sehr flexibel, d.h. es können Bilder, Videos, Musik, Karten etc. angezeigt werden – sowohl statisch (wie z.B. Informationstexte), als auch interaktiv (wie Quizfragen).

Seit wann gibt es das?

„Augmented Reality“ ist schon länger ein Thema. Ich kann mich an Installationen auf der Ars Electronica vor zehn Jahren erinnern… Damals aber eher für Forschung, nicht für die breite Masse gedacht. Das Interessante ist der Sprung, der sich von „Virtual Reality“ zu „Augmented Reality“ vollzogen hat: Bei VI bewegt man sich, z.B. mittels Helm, durch eine pixelige 3D-Landschaft. Bei AR wird ein reales Kamerabild verwendet. Dieser Durchbruch war erst durch die rapide Verbreitung von Smartphones, wie Android oder iPhone möglich.

Welche technischen Voraussetzungen braucht es dafür?

Kamera, GPS und Kompass im Handy. Daher ist AR erst ab dem iPhone 3GS möglich, das Vorgängermodell [3G – Anm.] hatte noch keinen Kompass integriert. Außerdem benötigt man einen Augmented Reality Browser, den man sich im Netz gratis herunterladen kann. Derzeit gibt es zwei international bedeutende Anbieter auf dem Gebiet: Layar, eine niederländische Firma, und Mobilizy, eine Firma aus Salzburg, die mit Wikitude 4 den erste AR-Browser anbietet, bei dem jeder seine eigene Augmented Reality programmieren kann. Dafür muss man kein Techniker sein.

Ich kann also eine Datenschicht für meine Wohnung programmieren und sehe dann, in welchem Küchenkastl ich Teller und in welchem ich Gläser habe?

Noch nicht, weil die Satellitengenauigkeit für GPS-Daten noch nicht so präzise ist, aber das wird schon noch kommen. Derzeit wird zum Beispiel an einer Anwendung für IKEA gearbeitet, bei der man Möbelstücke aus dem Katalog auswählen und via Smartphone in der eigenen Wohnung platzieren kann, um zu sehen, wie das aussehen würde. Befindet sich noch in der Entwicklung, kommt aber ganz sicher.

Welche AR Anwendungen nützen Sie denn selber?

„Pocket Universe“ zum Identifizieren von Sternbildern. „Sun Seeker“ zeigt mir an, wo die Sonne aufgeht – das ist z.B. praktisch bei der Besichtigung von Wohnungen. Und dann hatte ich noch eine App zum Identifizieren von Bergen. Man muss aber auch lernen, mit der Überinformation zurecht zu kommen. Wie strukturiere ich all die Informationen? Verbunden mit einer permanenten Herausforderung, zu selektieren: Was brauche ich wirklich?

Gute Frage: Braucht man das alles wirklich?

Es kann eine Bereicherung sein; ein Anstoß, sich neue Sachen anzuschauen. Ich bin dadurch in Gegenden gekommen, in denen ich vorher nie war, weil man ja meistens nur seine bekannten Wege geht.
Letztlich stellt sich die Frage aber nicht. Als das Fernsehen aufgekommen ist, hat es auch überall geheißen: „Wozu brauch man das? Wir haben doch Radio.“
Aktuell passiert in de technischen Entwicklung im Wochentakt, nein täglich, soviel Neues und Spannendes… Klar, dass sich nicht alles durchsetzen wird. Nur weil es technisch möglich ist, heißt das noch lange nicht, dass es angenommen wird. Aber die Optionen sind unendlich.
Und wenn die Systeme weiterhin offen gehalten werden, können Anwendungen entstehen, die wir uns noch gar nicht vorstellen können: Was wir heute sehen, ist nur der erste Schritt…


Mag. (FH) Robert Harm
studierte Informationswirtschaft und –managment in Salzburg, arbeitet als Software Engineer für das Bundesrechenzentrum im Bereich Wissensmanagement, sowie als Freelancer (www.ihrwebprofi.at), u.a. an Web-Projekten zum Thema eParticipation und Augmented Reality.

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