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„Sie können das Internet ignorieren. Aber das heißt noch lange nicht, dass es auch Sie vergisst.“ – Kommunikationsberater Klaus Eck über Reputations-Managment im Internet. [Interview erschienen im WIENER Nr. 344 / April 2010]

Man tut es ja selber: Wenn ein neuer Kollege ins Büro kommt, wird erst einmal gegoogelt. Oder man versucht über Xing und Facebook herauszufinden, mit wem man es da künftig zu tun hat. Das ist nicht Cyber-Stalking – das ist stinknormale Neugierde.

Was aber, wenn man auf Informationen stößt, die der Betroffene lieber unter den Teppich gekehrt hätte? „Selbst wenn Sie kaum oder gar nicht im Netz aktiv sind, können Sie nicht davon ausgehen, dass es dort keine Inhalte zu ihrer Person gibt“, schreibt der Karriereberater Klaus Eck. Sein Tipp: Kümmern Sie sich um Ihren Online Ruf. Managen Sie Ihre Reputation, bevor es andere tun! Wie man’s macht, hat er dem WIENER verraten.

Wie kann ich herausfinden, was man im Netz alles über mich weiß?

Klaus Eck: Das kann man sehr einfach durch so genanntes „ego-googeln“, sprich: indem man bei Google den eigenen Namen eingibt und sich ansieht, was unter den ersten 10 bis 30 Treffern zu finden ist.
Die Variante für „Fortgeschrittene“ wäre, einen Google Alert zu setzen, sodass man jedes Mal automatisch darüber informiert wird, wenn etwas Neues über die eigene Person veröffentlicht wurde. Dasselbe geht auch bei Twitter [via „Tweet Beep“ – Anmerkung], da wird man dann darüber informiert, wenn der eigene Name oder eben relevante Schlagworte, die einen selbst betreffen, von anderen getwittert werden.

Fehlinformationen halten sich im Netz ewig…

Informationen sind im Netz für die Ewigkeit geparkt. Sie können keinen Inhalt wirklich löschen. Das kann ihnen auch kein noch so seriöser Dienstleister versprechen. Aber man kann erreichen, dass man unliebsame Inhalte so weit verdrängt, dass sie nicht sofort gefunden werden. Man macht sich zu Nutze, dass es im Netz sehr viel mehr Information gibt als Aufmerksamkeit. Die Frage ist also: Wie sehr recherchieren die Interessenten überhaupt, wenn sie herausfinden wollen, wer ich bin? In der Regel ist es so, dass die erste Ergebnisseite von Google durchgesehen wird, maximal noch die zweite oder dritte – aber weiter nicht. Das heißt: Wenn die negativen Meldungen über mich nicht auf Anhieb unter den ersten zehn Treffern sind, dann ist das nicht besonders dramatisch.

Wie verhalte ich mich dann?

Zuerst überlegen: Handelt es sich um Kritik, die ich durchaus verkrafte und aushalten kann – oder soll ich etwas dagegen tun? Die beste Art, etwas zu tun, ist, Online-Profile anzulegen: auf Google, auf Xing, auf Facebook und verschiedenen anderen Seiten. Das ist alles nicht kostenpflichtig, aber ich erreiche dadurch, dass ich selbst das Bild bestimme, das andere sehen.

Das heißt ORM (Online Reputation Management) ist eine Form von persönlicher Suchmaschinenoptimierung?

Nicht im klassisches Sinne, aber es ist „Social Media Optimization“: Ich lege viele Profile an, die ich gut miteinander verlinke. Das führt dazu, dass diese Profile unter den ersten zehn Treffern zu finden sind, und dadurch das Bild bestimmen, das man sich von mir im Netz machen kann. Ich liefere mich nicht der Beschreibung anderer aus, sondern werde selber aktiv.

In dem Zusammenhang ist oft die Rede von dem Schaden, den exzessive Partybildern auf Facebook anrichten…

Die spielen überhaupt keine Rolle für den Bewerbungsprozess! Zumindest nicht so eine große, wie ihnen zugeschrieben wird, weil jeder Personalverantwortliche auf den Kontext schaut, in dem diese Bilder online gestellt wurden. Wenn er nur Partyfotos findet, ist das nicht besonders geschickt, aber es reicht in der Regel schon, Profilfotos online zu stellen und mit dem eigenen Namen zu „taggen“: Zehn Fotos, die deutlich mit meinem Namen gekennzeichnet sind, haben im Netz eine deutlich stärkere Wirkung als Partybilder, bei denen der Name oft gar nicht darunter steht. Daher sind Profilfotos, die gut verlinkt sind, sehr, sehr wichtig im Internet. Und man sollte möglichst immer das selbe Bild nehmen, um einen guten Wiedererkennungswert zu erzielen.

Gibt es Inhalte, die mir ernsthaft Schaden können?

Rechtsradikale Äußerungen oder andere unflätige Ausreißer. Die sind viel schlimmer als Partybilder – schon einmal, weil Text im Netz viel besser gefunden wird als Fotos. Und wenn ich mich intolerant gegenüber dritten verhalte, hat das eine größere Bedeutung für den Bewerbungsprozess als ein Foto, auf dem ich zeige, dass ich Student bin und feiern kann.

Für den Ernstfall gibt es viele Anbieter, die „Online Image Control“ versprechen. Was machen solche Firmen?

Sie bieten Dienstleistungen an, die bis hin zum juristischen Bereich gehen, d.h. es wird durchaus versucht, Beiträge, die vom Klienten als schädlich empfunden werden, mittels Verfügungen aus dem Netz nehmen zu lassen. Das macht natürlich in einzelnen Fällen auch Sinn, aber man muss sehr viel Geld in die Hand nehmen, damit etwas bewirkt wird. Es ist für den Kunden schwer kontrollierbar und es gibt keine Garantie, dass es funktioniert. Vor allem muss man gegebenenfalls auch damit rechnen, dass es nach hinten losgeht und das z.B. juristische Schritte nur noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit auf solche Negativmeldungen lenken. Da gab es gerade in der jüngsten Zeit viele Beispiele, wo juristisches Vorgehen zum Bumerang-Effekt wurde.

Und was ist dran, an der Binsenweisheit: „You won’t get the job, if they can’t find you on the internet”?

In den USA wird man bei Bewerbungsgesprächen bereits gefragt, ob man die letzten drei Jahre im Knast war, wenn man im Netz nichts über eine Person findet. Bei uns fängt dieser Zugang langsam erst an…

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