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[für die „Gesunde Stadt“ 02/2008]

1991 wurden in Österreich die ClinicClowns gegründet, ein Verein zur Betreuung kranker Menschen durch Clowns. Es war die erste derartige Organisation in Europa – mit dabei die Schauspielerin und Komödiantin Kathy Tanner (alias Dr. Chaos), die als erster Clown die ehrwürdigen Räume des AKHs unsicher machte…

Was muss man als ClinicClown können?

Tanner: Man muss Clownerfahrung haben: Jonglieren, Zaubern, Luftballontiere machen, komisch improvisieren können… Es gibt eine Ausbildung, die ca. ein Jahr dauert.

Worin besteht der Unterschied zwischen einem „herkömmlichen“ Clown und einem ClinicClown?

Wir sind dezenter. Wir tragen z.B. fast keine Schminke. Man muss sich vorstellen, wie nahe wir den Kindern sind, die im Bett liegen. Da wirkt Schminke sehr wuchtig, sehr angsterregend. Auf einer Bühne braucht man das, aber wenn man im Spital direkt an der Bettkante sitzt, wäre das zuviel.

Euer Vorbild ist Patch Adams?

Nein, das ist ein weitverbreitetes Missverständnis. Patch Adams war ein Arzt, der sich als Clown ausgegeben hat. Wir hingegen sind Clowns, die sich als Ärzte ausgeben.

Die Idee dazu stammt von Michael Christensen, der in New York das „Clown Care Unit“ gründete. Christensen war Clown im Big Apple Circus – und als sein Bruder im Spital war, hat er ihn immer wieder besucht. Dabei wurde man auf ihn aufmerksam und bat ihn zunächst, eine Weihnachtsshow für die Patienten zu machen. Das kam so gut an, dass die Clownbesuche bald auf eine wöchentliche Basis gestellt wurden.

Wie läuft so eine Clown Visite ab?

Bei Kindern kommen wir einmal in der Woche, bei alten Menschen alle zwei Wochen. Es sind immer zwei Clowns, meistens ein Mann und eine Frau, die dann mit der Zeit auch zu den Patienten und zum Klinikpersonal eine Beziehung aufbauen.
Die Visite geht – wie eine Arztvisite – von Zimmer zu Zimmer. In jedem Zimmer wird individuell am Bett betreut, mit den Kindern gespielt etc.
Insgesamt dauert so ein Clownbesuch drei bis vier Stunden.
Wir holen auch immer Informationen von den Schwestern ein, wo wir nicht hingehen sollen (wenn ein Kind z.B. frisch operiert ist und nicht lachen darf) oder wer uns ganz besonders braucht…

Was macht ihr da alles mit den Kindern?

Wir spielen Ärzte, die keine Ahnung haben; verwenden unsere Luftballonpumpen zum Blutdruckmessen, machen uns lustig über die Apparate, die herum stehen oder spielen Operation, indem wir einen Zippverschluss auf das Kind legen, es „aufmachen“ und dann Bälle oder Luftballons aus seinem Bauch herauszaubern. Das ist ganz unterschiedlich.
Jugendliche in der Pubertät finden Clowns eher öd. Mädchen nehmen zwar auch in dem Alter noch gerne Luftballontiere an, aber für Burschen ist das nicht cool genug. Da muss man auf eine gänzlich andere Ebene gehen, z.B. einen Playboy mithaben. Oder schwierigere Kartentricks machen. Dann haben die Jugendlichen das Gefühl, man nimmt sie ernst.
Wir arbeiten auch viel mit Pantomime, weil es oft Patienten gibt, die nicht Deutsch können.
Manchmal sind Kinder sehr schüchtern, aber dadurch, dass wir zu zweit unterwegs sind, können wir so lange miteinander blödeln, bis das Kind langsam auftaut.

Was ist das Besondere an der Arbeit als ClinicClown?

Die Reaktion der Patienten: Jemandem zum Lachen zu bringen, der in einer Situation ist, die gar nicht zum Lachen ist. Jemanden abzulenken – und wenn es nur für eine halbe Stunde ist.

Besuchen die ClinicClowns nur Kinder und alte Menschen?

Wir besuchen auch drei andere Stationen, z.B. die Onkologie im Wilheminenspital. Aber es ist natürlich eine Geld- und Personalfrage.
Ich habe den Traum, dass im Jahr 2050 jedes Spital seine eigenen zwei Clowns hat, die dort jeden Tag auf einer anderen Station im Einsatz sind…

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