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#incommunicado

Kunst hat Recht. Unbestritten. Aber wie steht’s mit Gerhard Ruiss? Und was hat das mit Bassistinnen-Sex zu tun? [erschienen im WIENER 367/Mai 2012 – ja, ich weiß, wir hatten das Thema im Blog schon mal, aber im Heft halt noch nicht…]

„Linkin Park verhält sich zu Limp Bizkit wie Pearl Jam zu Nirvana?“, frage ich. “Klar”, sagt Max, „Das sagt zumindest Immanuel Kant.“

Der ehemalige WIENER-Autor Michel Reimon hat einen Roman geschrieben. #incommunicado heisst der, steht gratis zum Download im Netz, weil Reimon keine Lust auf das leidige Verlagsabklappern hatte – und obiges Zitat ist eine meiner Lieblingsstellen. Nur, dass sie so gar nicht im Buch vorkommt. Ich hab sie ein bißchen geändert, damit sie besser an den Kolumnen-Anfang passt…

Vor meinem geistigen Auge sehe ich Gerhard Ruiss, Galionsfigur der Kampagne “Kunst hat Recht”, im Karree hüpfen ob dieser Dreistigkeit. Vier Jahre Nachtarbeit und akribische Recherche stecken in dem Reimon-Buch. Und da komm ich daher und schreib’s um. Ok, nur ein bissl. Aber hallo, wo bleibt da der Respekt vor der Werkintegrität?
Lassen Sie mich das klarstellen: Ich habe großen Respekt vor diesem 600-Seiten-Monster rund um Musik, Internet, Revolution, Kapital und, ja genau, Urheberrecht. Alles drin von Leiche bis zu Bassistinnen-Sex. Und eben weil ich großen Respekt habe, hab ich ziemlich genau nachgelesen, wie das Werk lizensiert ist. Schau an, da sind Änderungen gar nicht verboten!

Getreu der Erkenntnis, dass Kultur immer auf Kultur aufbaut, dass alles um uns ein Remix von bereits Dagewesenem ist, wurde #incommunicado vom Autor zur Bearbeitung freigegeben. Muss ja eigentlich, wenn man bedenkt, welch popkulturelles Mashup das Buch selber ist. (Wer dran zweifelt: Noch mal das Eingangszitat lesen…) Jedenfalls: Diese Freigabe ist ziemlich gut. Ohne Verlag fehlt Neo-Romancier Reimon nämlich auch ein Lektor. Den erspart er sich durch das freundliche “Crowd-Lektorat”, das sich rund um Corinna Milborn via Twitter zusammengefunden hat. Auch von einer englischen Übersetzung des Werkes wird gemunkelt… Hier spielt mein geistiges Auge wieder einen Film ab, diesmal nicht Rumpelstilzchen, sondern Hollywood: Burgenländischer Nerd stellt Manuskript online und wird weltberühmt. Hach! Der Haken an dieser Rags-to-Riches-Story sind jedoch die mangelnden “Riches”: Tantiemen kriegt Reimon keine, egal wie oft #incommunicado gelesen wird. Find ich doof. Kunst muss bezahlt werden. (Da bin ich zur Abwechslung mal ganz bei Ruiss.)

Aber der Reimon ist ja nicht naiv. Der weiß schon, was – und vor allem warum – er tut. “Wenn man von durchschnittlichen Verkaufszahlen ausgeht”, sagt er, “Dann verdient ein Autor an einem Roman einen Betrag im niedrigen einstelligen Tausender-Bereich. Für viereinhalb Jahre Nachtarbeit ist das eine lächerliche Summe. Autoren verdienen am Besten mit Lesungen. Sie verkaufen dann ihre persönliche Arbeitszeit. Die ist nämlich sehr knapp und gut vermarktbar. Fragen Sie Charlotte Roche.”

Ob die Rechnung aufgeht, wird das #incommunicado Experiment zeigen. Sie können’s auf reimon.net mitverfolgen. Oder besser noch: Laden Sie ihn zu einer Lesung ein!

„Linkin Park verhält sich zu Limp Bizkit wie Pearl Jam zu Nirvana?“, frage ich. “Klar”, sagt Max, „Das sagt zumindest Immanuel Kant.“

Der ehemalige WIENER-Autor Michel Reimon hat einen Roman geschrieben. #incommunicado heisst der, steht gratis zum Download im Netz, weil Reimon keine Lust auf das leidige Verlagsabklappern hatte – und obiges Zitat ist eine meiner Lieblingsstellen. Nur, dass sie so gar nicht im Buch vorkommt. Ich hab sie ein bißchen geändert, damit sie besser an den Kolumnen-Anfang passt…

Vor meinem geistigen Auge sehe ich Gerhard Ruiss, Galionsfigur der Kampagne “Kunst hat Recht”, im Karree hüpfen ob dieser Dreistigkeit. Vier Jahre Nachtarbeit und akribische Recherche stecken in dem Reimon-Buch. Und da komm ich daher und schreib’s um. Ok, nur ein bissl. Aber hallo, wo bleibt da der Respekt vor der Werkintegrität?
Lassen Sie mich das klarstellen: Ich habe großen Respekt vor diesem 600-Seiten-Monster rund um Musik, Internet, Revolution, Kapital und, ja genau, Urheberrecht. Alles drin von Leiche bis zu Bassistinnen-Sex. Und eben weil ich großen Respekt habe, hab ich ziemlich genau nachgelesen, wie das Werk lizensiert ist. Schau an, da sind Änderungen gar nicht verboten!

Getreu der Erkenntnis, dass Kultur immer auf Kultur aufbaut, dass alles um uns ein Remix von bereits Dagewesenem ist, wurde #incommunicado vom Autor zur Bearbeitung freigegeben. Muss ja eigentlich, wenn man bedenkt, welch popkulturelles Mashup das Buch selber ist. (Wer dran zweifelt: Noch mal das Eingangszitat lesen…) Jedenfalls: Diese Freigabe ist ziemlich gut. Ohne Verlag fehlt Neo-Romancier Reimon nämlich auch ein Lektor. Den erspart er sich durch das freundliche “Crowd-Lektorat”, das sich rund um Corinna Milborn via Twitter zusammengefunden hat. Auch von einer englischen Übersetzung des Werkes wird gemunkelt… Hier spielt mein geistiges Auge wieder einen Film ab, diesmal nicht Rumpelstilzchen, sondern Hollywood: Burgenländischer Nerd stellt Manuskript online und wird weltberühmt. Hach! Der Haken an dieser Rags-to-Riches-Story sind jedoch die mangelnden “Riches”: Tantiemen kriegt Reimon keine, egal wie oft #incommunicado gelesen wird. Find ich doof. Kunst muss bezahlt werden. (Da bin ich zur Abwechslung mal ganz bei Ruiss.)

Aber der Reimon ist ja nicht naiv. Der weiß schon, was – und vor allem warum – er tut. “Wenn man von durchschnittlichen Verkaufszahlen ausgeht”, sagt er, “Dann verdient ein Autor an einem Roman einen Betrag im niedrigen einstelligen Tausender-Bereich. Für viereinhalb Jahre Nachtarbeit ist das eine lächerliche Summe. Autoren verdienen am Besten mit Lesungen. Sie verkaufen dann ihre persönliche Arbeitszeit. Die ist nämlich sehr knapp und gut vermarktbar. Fragen Sie Charlotte Roche.”

Ob die Rechnung aufgeht, wird das #incommunicado Experiment zeigen. Sie können’s auf reimon.net mitverfolgen. Oder besser noch: Laden Sie ihn zu einer Lesung ein!

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Recap, Reset

Nach dem Spiel ist bekanntlich vor dem Spiel. Die Frage ist bloß: Vor welchem? [erscheint auch auf typischich.at]

Gemütliches Post-Marathon-Grillen mit der Ursprungsfamilie. Also nicht, dass Sie jetzt denken, Läuferinnen bekommen Steaks zur Stärkung. Gegrillt werd in dem Fall ich. Grillmeister ist meine Mutter. “Du hast ja wohl nicht ernsthaft vorgehabt, 42 Kilometer zu laufen”, sagt sie, adding insult to injury. “Äh, hallo?”, denke ich, “Worum ging’s denn in den letzten 10 Monaten?”. Ich schaue verdattert, ringe mich aber zu einem diplomatisch gemurmelten “eigntlichschon” durch. “Blödsinn”, sagt sie, “Niemand läuft 42 Kilometer!”

Kurz will ich die 37.000 Anmeldungen beim VCM ins Spiel bringen, lasse es aber. Ich weiß eh, wie sie’s meint: Niemand, mit der “3er im Turnen, kann nicht einmal Volleyballspielen”-Vergangenheit ihrer Tochter läuft die 42…
Hmpf, denke ich. Beim Laufen muss man aber keinen Ball treffen! “Ich werd das sicher noch machen”, sag ich. “Aber vielleicht war’s ein Fehler, es in Wien zu probieren. Vielleicht versuch ich’s das nächste Mal in Berlin. Dort ist es leichter.” – “Das glaub ich nicht”, sagt mein Vater, “In Berlin ist der Marathon wahrscheinlich auch nicht kürzer als 42km.”

Nein, ist er nicht. Aber Berlin ist flach. Nur 27 Meter liegen zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Punkt der Strecke, weshalb sie als eine der schnellsten der Welt gilt. In Wien hingegen – das weiß jeder Radfahrer – geht’s dauernd bergauf oder bergab. Und das ist nicht mal der Hauptanreiz für mich. Aber: In Berlin ist der Stadtmarathon weitaus mehr Volkssport. Da laufen, so heisst es, viele mit, die keine Höchstleistungs-Ambition, sondern einfach nur Spaß haben – und entsprechend gibt es auch nicht so g’schwind einen Besenwagen, der die Langsamen von der Straße kehrt. Sie wissen ja, mein Besenwagen-Trauma… *schauder*

Neues Nicole-Gesetz: “Jeder Marathon ohne übereifrigen Besenwagen ist ein guter Marathon!” Berlin ist Ende September. Super Zeitfenster, um noch Kondition zu tanken. Bloß schon ausverkauft, gibt keinen Startplatz mehr. Bäh. Wachau wär eine (ur-faaaaade!) Alternative. Ich überleg mir das mal…

“Egal ob Berlin, Wien oder Wachau. Du hättest halt trainieren müssen”, sagt mein Vater, “Ohne Training schafft man das nicht.” – “Äh, hallo?”, denke ich erneut, “Worum ging’s denn in den letzten 10 Monaten?” Aber ich sag nichts. Ich weiß eh, wie er’s meint…

Komisch fühlt sich’s jedenfalls an, wenn so ein gestecktes Ziel vorbei und ein neues noch nicht in Sicht ist. Das braucht jetzt alles ein bißchen Nachdenk- und Orientierungspause. Wo laufen? Wann trainieren? Weiterbloggen? Oder die vielen Schreibstunden statt dessen für den obligaten “Long-Jog” pro Woche nutzen?

Der Regen hat gerade aufgehört. Ich binde mir die Schuhe zu, stöpsle den iPod ein und geh donaukanalwärts… nachdenken…

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Trophy Hunting

17. April 2012

So das wäre dann also auch erledigt. Vorläufig ;)

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#kind1 ist es nicht gewöhnt, dass Mama Make-Up trägt. Sie inspiziert neugierig meinen Eyeliner: „Hast du dir blaue Augenringe gemacht?“ – „Nein, das ist schwarz. Und das ist ein Lidstrich.“ – „Sieht aber aus wie blau. [Nachdenkpause] Vielleicht sind das deine echten Augenringe?“
Merci, Chérie.

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VCM, Teil 2: “Scheitern ist unwichtig. Es verlangt Mut, dich zum Narren zu machen”, sagt Charlie Chaplin. Der hat leicht reden. Bei mir war’s nicht Mut, sondern Matschhirn. [erscheint auch auf typischich.at]

Als ich knapp vor der Oper bin, bekomm ich Gesellschaft von der Exekutive. Und nein, es handelt sich nicht um die coole Polizeieskorte, die den Weg für die Kenia-Spitze frei gemacht hat. Es handelt sich um [he, kann man die Schriftgröße hier so verkleinern, dass es keiner lesen kann?] den Schlusstrupp. Da ist er, der gefürchtete Besenwagen, der die ganzen Plastikbecher und Läufer, die auf der Straße liegen, wegkehrt. “Nein!” schreit mein Ego entsetzt auf. “Das darf nicht sein! Ich bin so langsam, dass mich der Schlusswagen überholt? Neeeein!

Verstehen Sie mich nicht falsch: Langsam war ja der Plan. Langsam, aber dafür weit. Aber der Schlusswagen bringt mich aus dem Konzept. Wie kann das überhaupt sein? Zielschluss des VCM ist nach sechs Stunden. Ich laufe jetzt gerade ein einhalb. Wieso ist mir da schon der Putztrupp auf den Fersen – bzw. hat er mich inzwischen schon überholt… Und nicht nur mich! Die Japanerin mit dem Hut ist auch noch da. Und noch jede Menge anderer Back-of-the-Pack-Läufer. Wir schauen jetzt alle bissl blöd.

Ok, denke ich. Keine Panik. Scheiß aufs Ego und vor allem: Scheiß auf den Besenwagen. Nicht durcheinander bringen lassen. Hier ist der Plan: Du läufst einfach weiter. Wenn sie die Straßen für den Verkehr aufsperren, läufst du am Gehsteig. So wie du das jahrelang bei anderen beobachtet hast. Es ist egal. Du kennst den Weg. Du ziehst es durch, wie im Blog angekündigt. Jetzt nur nicht nervös werden. Wahre HeldInnen kommen immer erst nach dem Besenwagen ins Ziel. “Es verlangt Mut, dich zum Narren zu machen”, sagt Charlie Chaplin.

Herr Turnschuh steht am Anfang der Wienzeile und schaut schon sehr verwirrt suchend drein. Er hat den Schlusswagen gesehen und ist fassungslos: “Den überholen wir”, sagt er, “Ich laufe nicht hinter dem Schlusswagen. No way.” – “Nein”, hechle ich, “Ich bleibe bei meinem Tempo. Ich will 25km schaffen – das geht nicht, wenn ich jetzt Gas geb. Du bist noch frisch und läufst nur 9km mit. Aber ich hab schon einige hinter und noch viel mehr vor mir.”

Hui. Da hab ich nicht mit dem Krieger-Stolz gerechnet. “Ich! Laufe! Nicht! Hinter! Dem! Schlusswagen!”, sagt Herr Turnschuh und ich spüre, dass er sich bis auf die Knochen geniert. Für mich. Für unser Tempo. “Du hast keine Startnummer. Du hast keinen Blog. Für dich geht’s um nix”, sag ich verzweifelt, “Aber wenn ich nicht durchhalte, ist das für alle Ewigkeit in Nullen und Einsern dokumentiert. ICH! GASE! JETZT! NICHT! AN!” – “Sei nicht gleich so empfindlich”, sagt er ein wenig konsterniert.

Gnnnn. Männer. Ich heule. Dachte, er ist gekommen, um mich zu unterstützen? Wieso macht er plötzlich einen auf Tempobolzen? Und, schlimmer: Ob er sauer ist, weil ich ihn angebrüllt hab? Wir laufen die Wienzeile entlang. Die Japanerin ist immer noch vor uns. Der Schlusswagen auch.

Ich bin zerrissen zwischen Sauer-sein und “Hoffentlich ist ER nicht sauer”-Denken. Weil letztlich hab ich ihn ja lieb. (Frauen können auch blöd sein, oder?) Knapp vor’m Ende der Wienzeile legt er mir die Hand auf den Rücken, sagt: “Ich verlass dich jetzt, Mädl. Halt durch!” – und nimmt die U-Bahn nach Hause. Okay, er ist nicht sauer, denke ich. Das war sogar irgendwie sexy. Endorphine machen unzurechenbar. Durchatmen. Weiterlaufen.

Allein sein tut gut. Kann mich wieder auf mich konzentrieren. Hallo Wadenkrampf! Keep On Running. Die Strecke ist nur noch an den anderen Läufern zu erkennen. Die Straßensperren sind aufgehoben. Zweimal müssen wir an einer Ampel warten bis es grün wird. Das ist so absurd, dass ich kichern muss. “Hauptsache durchkommen!”, lacht ein freundlicher Holländer neben mir. Am Ring ist ein Getummel, weil wir wieder auf andere Marathon-Läufer treffen. Die sind im Endspurt, wir bei der Hälfte. Rechts geht es zum Zieleinlauf. Dort will ich nicht hin. Ich will geradeaus weiter bis zum Schottentor, zum 22er Kilometer-Punkt. “Da lang!” deutet ein Ordnungsorgan und wachelt mich nach rechts. Äh…? Nein. Schottentor. Geradeaus. Da stellt er nonchalant eine Absperrung hin.

Let’s face it: Ich wäre locker daneben durchgekommen. Die Absperrung war nicht breit. Es hätte mich auch niemand gehindert. Aber mein Kampfgeist war mit einem Mal weg. Hab die Japanerin und den Holländer auf den Heldenplatz zulaufen sehen, den Ordner und die Sperre vor mir. “Amen”, hat das Matschhirn signalisiert und da bin ich eben auch durchs Ziel getrabt.

Erde, tu dich auf! Doch nur ein Halbmarathon. Und das 36(!) Minuten langsamer als 2009. Ach herrje. Aber es gab wunderschöne Aufmunterungs-Blumen von Sylvia Steinitz. Und, hey: Lass uns das als vorläufigen Rückschlag verbuchen. After all, tomorrow is another day.

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