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VCM, Teil 1: “Wie war’s?” fragt Herr Turnschuh. “Interessant”, sage ich. Aber irgendwie ist das zu wenig Antwort. Richtiger wäre: Lust und Frust! Ersteres gibt’s hier, zweiteres morgen. [erscheint auch auf typischich.at]

Das beste am Lauf ist die Pizza danach, denke ich während ich vor dem Fernseher hocke und den Pizzamann-Karton auf den angeschlagenen Knien balanciere. Weil man sie ohne schlechtes Gewissen bestellt (ja, es ist teurer, aber frau kann sich grad nimma bewegen!) und, noch besser, ohne schlechtes Gewissen isst (das darf ich jetzt echt!). Ich mach also einen auf Couchpotatoe und lass den VCM Revue passieren.

Das erste, was mir einfällt, ist die Kloschlange davor. 36.000 LäuferInnen bei der Reichsbrücke, die alle noch mal ganz schnell müssen. (Visualisieren Sie das mal…)
Viele davon sind in Müllsäcke gehüllt, die sie kurz vor dem Start wegwerfen. Einfach Loch für den Kopf reinschneiden und dann hineinschlüpfen wie in einen schwarzen Plastik-Poncho. Sieht lustig aus, wärmt halbwegs. Ja, das Müllaufkommen beim VCM ist kein Lercherlschas. Bei den Verpflegungsstationen auf der Strecke kämpft man sich durch Bananenschalen und ein Meer von Einweg-Plastikbechern. Ob die das beim Aufräumen in Bio- und Plastikmüll trennen? Hmmm… da kommen irgendwie Zweifel auf. Müll-Hotspot: Schüttelstraße – weil die wird von den Ganzstrecken-Marathonis drei Mal gelaufen, ergo drei Mal soviel Plastikbecher…
Aber, denk ich, vielleicht ist es ein Nullsummenspiel: Breitensport ist sicher nicht umweltschonend, allerdings sind große Teile der Stadt über Stunden für den Personenverkehr gesperrt. Das kann man atmen. Auch die Vögel merken, dass keine Motoren zu überbrüllen sind. Am 15. April zwitschern sie messbar(!) leiser.

Ich google das. Shit. Zu früh gefreut, denn die eingesparten Abgase kommen andersrum zurück: “Rund 15.600 Tonnen CO2 dünsten Deutschlands Marathonis im Jahr aus”, schreibt Achim Archilles. Da hilft kein Schönreden: Sooooo super ist das nicht.

Davon abgesehen, ist der VCM natürlich schon super. Er ist ein großes Fest. Die ganze Stadt wimmelt von Läufern. Die U-Bahn ist davor voller Startnummern und danach voller Medaillen. Man kommt sich vor wie im olympischen Dorf. Oder wie sich Klein-Nicole halt ein olympisches Dorf vorstellt…

Mir selber geht’s gut beim Start. Neben mit startet einer, der sich als Superheld verkleidet hat, als Roter Blitz (original “Flash”). “Keck!”, denk ich. Der rote Blitz ist mit mir im hinterletzten Startblock und gut 10 Kilometer lang in meinem Blickfeld. Ich weiß nicht, was sein Kryptonit ist, aber irgendwas Schreckliches muss mit seiner Superkraft geschehen sein, wenn er mein Tempo läuft…

Freunde von mir haben sich die VCM-App runtergeladen, um via Runner-Tracking meinem Lauf zu folgen. Die App ist ein Klumpat und funktioniert nicht – aber das weiß ich ja nicht während ich laufe. In meinem Hirn diskutieren die Hälften: “Lauf schneller” sagt die rechte: “Erst wenn du den Pentek-Point in der Stadionallee erreicht hast, wissen Deine Freunde, wo du bist. Ándale! Ándale!”. “Lauf langsamer” sagt die Ratio-Hälfte, “Schnell starten hat dich 2009 gekillt!” Sie einigen sich auf ein Wohlfühltempo. Passt.

Auf der Schüttelstraße ist eine japanische Touristin vor mir. Sie wird es bis zum Schluss bleiben. Mein Orientierungspunkt mit breitkrempigem Leinenhut. Weird. Während ich hinter ihr hertrabe und grad mal bei Kilometer 8 bin, ist die Spitze schon bei Kilometer 28 und kommt mir auf der anderen Straßenseite entgegen. Mann, ist das geil! Henry Sugut mit Motorrad-Eskorte läuft an mir vorbei. Dann Gilbert Yegon, John Kiprotich – Leopoldsstadt goes Kenia! Ich überlege meinen Sommerurlaub umzubuchen. Was ist schon der Italo-Charme in Bibione gegen diese Beine aus Ostafrika?

Ich finde mein Tempo. “Tempo?” wirft Herr Turnschuh ein, “Das nennst du Tempo??” Ja, ok, es ist saulangsam. Aber mir geht’s gut. Ich weiß: So wird das klappen.
Apropos: Herr Turnschuh wartet bei der Secession auf mich. Er hat keine Startnummer, wird mich aber zur Unterstützung ein Stück begleiten. Ich tummel mich ein bißchen, um nicht zu spät zum Treffpunkt zu kommen… To be continued.

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