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Countdown-Woche 6: Kaffeeklatsch mit System? “Ja bitte”, denkt Nicole und wagt sich zum Lauftreff. [erscheint auch auf typischich.at]

Was ist der Unterschied zwischen Bewegung und Training? Richtig. Die Absicht, die dahinter steckt. Hat mir zumindest mal ein Sportmediziner so eingebläut und ich bin geneigt, ihm zu glauben.

Wenn ich also mehrere Kisten Club-Mate in den 3. Stock schleppe, dann mach ich Bewegung. Und nicht zu knapp! Diejenigen unter uns, die schon Club Mate Kisten geschleppt haben, werden das stöhnend bestätigen. Mag sein, dass sich dabei sogar ein gewisser Trainingseffekt einstellt, aber Training – gezieltes, absichtsvolles – ist das trotzdem nicht.

Was aber, wenn ich laufen gehe? Nämlich mit der Absicht, am 15. April… naja… Sie wissen schon… “Ist trotzdem kein Training!” sagt der Herr Sportmediziner. “Denn um aus Bewegung Training zu machen, braucht es nicht nur Absicht, es braucht auch System.” Öh. Äh. Tja. Sportmediziner sind echte Spaßbremsen.

Fazit: Bewegung mach ich en masse. Training hingegen njente, nada, nix. Und wer ein bißchen mitgerechnet hat, dem wird klar sein, wie blöd diese Erkenntnis 6 Wochen vor einem Marathon ist. Gell?

Ok, zu meiner Ehrenrettung: Ich hab schon einen Trainingsplan (an den ich mich nicht halte) und ein fixes Wochenpensum (an das ich mich nicht halte). Also völlig ins Blaue hinein hab ich nicht begonnen. Ich kenne meine GAT-Bereiche (an die ich mich nicht halte) und all das andere Zeug aus dem Läufer-Kauderwelsch. Ich habe also immerhin ein theoretisches System. Das ist besser als keins! Nur praktisch lauf ich dann halt einfach drauf los…

Weil – können wir offen reden? – regelmäßig laufen ist bereits eine ordentliche Herausforderung. Wenn ich da auch noch Puls checken und Intervalle stoppen muss… sorry, ist nicht drin… “Zumindest nicht ohne Hilfe von außen”, denk ich, “Jemand anderer soll meine Intervalle stoppen! Jawohl!”
Personal Trainer? Kommt nicht in Frage! Erstens wegen dem Kontostand, zweitens lass ich mich nicht gern anbrüllen. (Dazu hab ich Vorgesetzte; das brauch ich nicht auch noch auf der Hauptallee…) Aber Frauenlauftreff! Ha, ideal! Die trainieren nach Plan, stressfrei und vor allem gratis. “Warum war ich da nicht schon längst?”, denk ich und wag mich Mittwoch abend zum Stadionbadparkplatz.

Tatsächlich: So ein Frauenlauftreff ist was wunderbares, denn zusammen ist man weniger allein. Es ist ein bißchen – Gott verzeih mir das Klischee! – wie Kaffeeklatsch. Man erfährt z.B. alles über den Kontostand und die brüllenden Vorgesetzen der anderen
Oder über ihre letzte Endo-Gastro-Colo-whatever-skopie (in meiner Leistungsgruppe ist der Altersdurchschnitt ja ein bissl höher als bei der Need-for-Speed-Fraktion…). Ein Rezept für Tscherkessen-Huhn hab ich jetzt auch.

“Ach mit Walnüssen geht das”, denk ich und merke gar nicht, dass ich laufe. Besser noch: Ich merke nicht, dass ich schneller laufe als gewöhnlich. Wir absolvieren brav das vorgegebene Intervalltraining (6 x 2’), die Gruppe ist der beste Pace-Maker und das Denken darf ich diesbezüglich auslagern. Stoppuhr und Strecke sind nicht mein Problem. Ich konzentrier mich auf die Zubereitung der Nusspaste…

Danach hab ich effektiver trainiert als ich’s solo getan hätte – wohlgemerkt: mit System – hatte es dabei aber viel lauschiger. Eat your heart out, Sportmediziner! Nächste Woche geh ich wieder. Und jetzt koch ich mir ein Tscherkessen-Huhn.

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