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Herr Turnschuh

Countdown-Woche 34: Pech und Schwefel. Gin und Tonic. Dick und Doof. Zu zweit läuft es sich einfach leichter. Nicole hat Herrn Turnschuh. Besser geht’s nicht. [geschrieben für typischich.at]

Gleich vorweg: Herrn Turnschuh gibt es wirklich. Der ist kein dramaturgisches Gespinst aus dem Kolumnistinnen-Hirn. Der ist mein „Friend with Lauf-Benefits“ und nebenbei der weltbeste.

Warum ich ihm dennoch – inmitten der allseits tosenden Klarnamen-Debatte – den Nom de plume Turnschuh verpasse, ist leicht erklärt: Das Internetzeugs ist ihm nicht geheuer. Einmal hat er’s trotzdem ausprobiert – da hat er sich prompt auf YouPorn einen Virus eingefangen. Nicht lustig. Der ganze Jethro Tull war futsch aus der iTunes Bibliothek! Seitdem lässt Herr Turnschuh lieber die Finger vom Dämon des Digitalen  – und ich lass meine Finger brav weg von seinem Namen.

Aber Herr Turnschuh läuft mit mir. Durch dick (15kg mehr als jetzt) und dünn (12kg weniger als jetzt). Er läuft und läuft und läuft. Zusammen sind wir praktisch ein Duracell-Häschen.

Er läuft, wenn er eine Knieverletzung hat. Er läuft, wenn ich ihn während zwei Hauptallee-Längen sans arrêt niederquassel. Schneestürme und die oft gatschig-überfluteten Trampelpfade der Lobau steckt Herr Turnschuh weg wie nix. Da wird gelaufen – basta! Mehr noch: Auf wieviele Formel-1-Übertragungen er schon verzichtet hat, weil mich just an Renntagen das Rennfieber packt, ist ihm hoch anzurechnen.

Und dabei ist er so ein wunderbares Faultier, dass ich mir, wenn meine eigene Faultierseite die Oberhand gewinnt, nie wie ein Loser vorzukommen brauche! Ehrlich: Mit einer ehrgeizigen Sportskanone könnt ich niemals laufen gehen! Das Letzte, was ich an meiner Seite ertrage, ist ein Drill-Sergeant mit Höher-Schneller-Weiter-Attitüde. Zu tief sitzt da das Trauma aus dem Schulturnunterricht…

Aber Herr Turnschuh? Der ist wie ich. Der steht auf in der Früh – nicht fit wie sein Turnschuh-Pseudonym suggeriert, sondern müde nach einer Nacht voller Bier und Tschick. Dann denkt er: Fuck. Will nicht laufen. Will weiterschlafen. Aber er läuft trotzdem, weil abgemacht ist abgemacht.

Und währenddessen kriech ich am anderen Ende der Stadt aus dem Bett, denke: Fuck. Bloß nicht! Aber abgemacht ist abgemacht… also rein in die Nikes.

Es ist ein Ritual. Wir vollziehen es jedes Wochenende:
Er holt mich ab und grantelt: Nur wegen Dir, Du Ehrgeiz-Weib! Ich könnt noch schlafen, verdammt.
Ich gähn ihm unverhohlen ins Gesicht und grantel retour: Nur wegen Dir, Du Fitness-Streber!

Das ist unser Tanz. Und dann laufen wir. Und lachen. Ungemein motiviert durch die solidarische Unmotiviertheit des Anderen. 2009 haben wir’s auf diese Art gar auf einen Halbmarathon gebracht. Never change a winning team.

Obwohl: Einen ganzen will Herr Turnschuh ja nicht, sagt er…. ha, abwarten! In wenigen Tagen kommt er aus dem Urlaub zurück. Shall we dance?

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