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Kismet

Countdown-Woche 22: Erstens kommt es anders, zweitens als frau denkt. Nicole ist auf Kriegsfuß mit ihrem Sprunggelenk und auf der Suche nach Plan B. [erscheint auch auf typischich.at]

“Ich fahre garantiert nicht ins Lorenz-Böhler!”, sage ich und stampfe trotzig mit dem Fuß auf. Hätte ich nicht tun sollen. Der Schmerz fährt direkt ins Zwischenhirn und belehrt mich eines Besseren.

Am Vortag hatte ich im Prater einen Stein übersehen, bin mit dem Knöchel umgeknickt und in hochdramatischer Performance zu Boden gegangen. Da lag ich also, Anwärterin für den Schwalben-Oscar, Aug in Aug mit einem neugierig angetrapsten Husky. War auch sofort von hilfreichen Sonntagsausflüglern umringt, die sich für mich auf die weitere Vorgehensweise einigten: “Das beste ist, gleich wieder draufsteigen und belasten!” Na gut. Einen Kilometer hab ich noch geschafft, dann hat mir das Sprunggelenk den Stinkefinger gezeigt.

Als das linke Bein schließlich über Nacht die Trendfarbe lila und das doppelte Volumen annahm, war die Diagnose eigentlich klar, noch bevor ein Arzt das böse Wort aussprechen konnte. Fängt mit “Bänder” an, hört mit “Riss” auf. (Na hab ich’s nicht praktisch prophezeit im Sommer?) Verflixt. Also ab ins Taxi…

Im Wartebereich läuft “Columbo”. Eh fein, aber ich sitze neben einer Mitt-Fünfzigerin mit Mitteilungsbedürfnis. “Das hatte ich auch schon mal”, sagt sie und erzählt mir von Ärztepfusch und Komplikationen ohne Ende. Ich linse verstohlen in den Taschenspiegel. Hab ich irgendwo ein Schild “Horrorstories hier abladen”?  Nö! Die Suada neben mir geht dennoch unbeirrt weiter: “Als sie mir dann Gewichte an den Fuß gehängt haben, hab ich so geschrien, nein wirklich, das waren solche Schmerzen, unvorstellbar…”

“Frau Kolisch: Raum 14!” kommt da geradezu erlösend. Die diensthabenden Ärzte sind heute auch alle nett und nehmen sich die entscheidenden 30,2 Sekunden länger Zeit pro Patient. Ungewöhnlich für den Fließbandbetrieb Unfallkrankenhaus. “Sie wissen, was jetzt kommt?”, fragt Mister Röntgen, “Wir hängen ihnen 3kg Gewichte an den Fuß und warten 5 Minuten bis die Muskulatur nachgibt.” Ja, ich weiß. Deshalb wollt ich ja nicht her.

Aber der Schlächter sieht auch irgendwie aus wie Peter Falk. Das flößt mir Vertrauen ein. Ich denke an meinen Laufblog. Was wird da jetzt draus? Umbenennen in “Nicole hatscht”? Und was wird aus dem Marathon-Ziel? Dann denk ich an meinen zweitliebsten Dramatiker Bertolt Brecht und seine Ballade von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens: “Ja mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht. Und mach noch einen zweiten Plan – gehen tun sie beide nicht.” Bei so vielen Fragezeichen vergehen die 5 Minuten wie im Flug. Hat nicht mal wehgetan. Ehrlich!

Fazit: 6 Wochen Schiene. 3 Monate Sportverbot. Lösungsvorschläge bitte unter “Plan B” an die Redaktion.

P.S.: “Die Dreigroschenoper”, der obiges Zitat entnommen ist, läuft übrigens ab 16. Dezember im Volkstheater. Wenn ich nicht laufen kann, hab ich ja zumindest Zeit, wieder mal ins Theater zu gehen ;)

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