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Die Netzkünstler-Plattform eSeL.at wagt den Schritt ins Analoge und empfängt Kunstinteressierte künftig im MQ.

Julian Palacz: Erdbeere

Gestern abend wurde in der Electric Avenue des Wiener Museumsquartiers (Quartier 21) eine kleine, aber feine Neuerung präsentiert: Die eSeL Rezeption, eine physische Repräsentation der Kunstplattform eSeL.at.

Auf kaum mehr als einer Handvoll Quadratmeter stellt sich Gründer, Kurator und Mastermind Lorenz Seidler der Herausforderung, möglichst alles auf einmal zu sein: Kunst- und Vernetzungsbüro, Infopoint („Und man soll uns nicht nur fragen, wo das Klo ist.“), Shop, Ausstellungsraum – kurz: Schnittstelle zwischen Bildender Kunst und Netzkulturen. „Ich mag diese Herausforderung, weil sie eine schwierige ist“, meinte Seidler in seiner Eröffnungsrede

Durch den Abend zog sich die Metapher der Zuckerwatte, mit der dank aufgestellter Zuckerwattemaschine (in charmantem Retro-Chic) auch experimentiert werden konnte.

Mit der Zuckerwatte und der Kunst sei es ganz ähnlich, meinte Seidler. Es sei keine rentable Branche, aber eine schützenswerte. In der eSeL Rezeption will man partizipative Formen der Kunst verwirklichen, man wünscht sich ein kritisches Publikum, das nicht nur konsumiert, sondern „auch mal den Schraubenzieher in die Zuckerwattemaschine steckt oder Kaffee reingießt und schaut, was dann passiert“. Aber man will Kunst nicht nur als Prozess und soziale Interaktion interpretieren (Seidler: „Ja bitte, das auch!“), sondern auch als Schnittstelle, als Wissensproduktion zwischen den unterschiedlichsten Kollaborateuren.

Auch neue Finanzierungsmodelle werden gesucht, etwa von Medienkünstler Julian Palacz, dessen Werke als erste die Austellungsfläche nützen. Die Bilder entstehen über ein Python-Script, das Buchstaben so anordnet, dass sie Formen bilden, wie etwa in dem Bild „Erdbeere“ (siehe oben), welches sich selbst aus Yahoo-Suchergebnissen schreibt. Seidler: „Die Erdbeere ist eine Art selbstreferentielles System. So etwas finde ich sehr anmutig.“

Die derzeitige Ausstellung trägt den Titel „Rechenbeispiel“, was sich nicht nur darauf bezieht, dass die Grafiken „errechnet“ wurden, man versucht sich auch an einem Rechenbeispiel für den Kunstmarkt: Mit zunehmendem Bekanntheitsgrad werden die Palacz-Bilder nicht teurer, sondern kleiner. Der Preis (Euro 444.-) bleibt immer der Gleiche, das Format ändert sich – und wird seine Minimalversion erreicht haben, wenn das Motiv auf der Zotter-Schokolade („Mizzi Blue“) in einer Auflage von 25.000 Stück abgedruckt wird. Eine Kollaboration mit Zotter besteht bereits.

Den (Micro-)Shop bestückt aktuell Richard Reisenberger mit seinen fliegenden Zigarettenpapieren “Paperworkout”.

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