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Ich komm jetzt nicht groß dazu, eine Einleitung zu schreiben. Aber heise hat einen guten Bericht über die Veranstaltung und die restlichen Nominierten finden sich HIER. Außerdem steht heute bereits  die Eröffnungsrede von Heinz Wittenbrink und die unfassbar großartige Schirrmacher-Nominierungsrede der Jury-Kollegin Jana Herwig online (die darüber hinaus für das Stage-Event des Abends sorgte, als die eingesendete Tonbandkassette vom Kassettenrekorder gefressen wurde). Anyway, without further ado – das war der Nominierungstext in der Kategorie „Abmahnwahn“ und „Unverhältnismäßigkeit der Mittel“:

„Einer unserer Nominierten, Mathias Döpfner nämlich, führt gerne das Wort Qualitätsjournalismus im Mund. Qualitätsjournalismus, das ist immer das Totschlagargument, wenn es darum geht, Bloggern und Bloggerinnen Kompetenz oder am besten gleich Existenzberechtigung abzusprechen.

Aber der WoLo ist ja auch immer ein Jahresrückblick und im Jahr 2010 – das würde Herrn Döpfner und seine geistigen Brüder gar nicht freuen – kam eines der beeindruckendsten Beispiele für Qualitätsjournalismus von einer Bloggerin. (Das ist zumindest meine Ansicht.) Die Betreffende heißt Manuela Schauerhammer; sie kommt aus Berlin und hat auf ihrem Blog „Manu bloggt“ abartig-grausliche Bauernfängerei-Methoden an Schulen aufgedeckt .

Das war für mich deshalb beeindruckend, weil Qualität auch viel mit Transparenz zusammenhängt und Manu nicht nur das Ergebnis ihrer Recherche, sondern auch den Rechercheprozess sehr genau dokumentiert hat.

Die Folge kam – wie das Amen im Gebet – in Form einer Abmahnung durch die betroffene Firma. Manu soll den Text gefälligst schnell von ihrem Blog entfernen, weil sonst… aber hui!

In ihrem Fall war die Firma der Verlag Ravensburger. Ist aber fast egal, wer’s war, weil Ravensburger, Kleiderbauer, Jako, Jack Wolfskin, Grander Wasser und wie sie alle heißen, ja nur Repräsentaten eines Systems sind, das hinten und vorne krankt.

Nominiert gehört das System des Abmahnwahs und des Klagsfetischismus als solches.

Nominiert gehört die falsche rechtliche Gleichstellung von Massenmedien wie z.B. „Österreich“ mit Blogs wie z.B. dem von Jörg Wipplinger.

Nominiert gehört die methodische Einschüchterung von Bloggern und Bloggerinnen durch Prozesse, die ihre Existenz gefährden, durch Klagen in aberwitziger Höhe. Weil Blogs eben keine Kriegskassa haben, Dank der sie die eine oder andere Klage lässig wegschnupfen. Und weil Blogs – wie Wipplinger so schön formuliert – eine Link- aber keine Rechtsabteilung haben. Das wissen hier im Raum alle, aber außerhalb scheinbar keiner.

Oder sie wollen es nicht wissen, denn es gibt – das verrät ein Blick in Wikipedia – sogar einen Fachausdruck für diesen Klagsfetischismus. “strategic lawsuit against public participation”, kurz: SLAPP. Die Definition lautet “a lawsuit that is intended to censor, intimidate and silence critics by burdening them with the cost of a legal defense until they abandon their criticism or opposition.”

Weil wir aber nur die Ausprägungen des Systems tatsächlich nominieren konnten, nicht das SLAPP-Prinzip selbst, hat sich die Jury entschlossen, eine Nominierung für Kleiderbauer auszusprechen. Kleiderbauer hat heuer wirtschaftlich ausgesprochen erfolgreich, ja geradezu mit Bravour und Grandezza geslappt. Nachdem die Vorjahresnominierten in dieser Kategorie keine Österreicher waren, sind wir stolz und glücklich, nun endlich einen heimischen Slapper nominieren zu dürfen und freuen uns schon auf die vielen Unternehmen, die im nächsten Jahr dem leuchtenden Beispiel Kleiderbauers Folge leisten werden.

Danke schön.“

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