Geschützt: Ägypten
Jan. 27th, 2012 by Nicole Kolisch
Run Like An Egyptian???
Jan. 24th, 2012 by Nicole Kolisch
Countdown-Woche 11: Salam aleikum! Mag schon sein, dass das Gute so nah liegt – aber in die Ferne schweifen ist auch nicht übel. Nicole ist mit Kind nach Ägypten abgerauscht und schickt laufferne Wüstengrüße. [erscheint auch auf typischich.at]
Ägypten erlebte diese Tage die letzte Runde einer ersten freien Parlamentswahl – und das Ergebnis wird die Region vermutlich instabiler hinterlassen als im arabischen Frühling erhofft… Aber was die Regionsreportage anbelangt, ist das Land um den Tahrir Square ohnedies fest in der kompetenten Hand von Karim El-Gawhary (und der Square selber – nicht zu vergessen – in der Hand seiner 70jährigen Tante!) Meinen Senf braucht’s dort nicht.
Getrost schick ich also jedwede heldenhafte Hemmingway-Attitüde in die Wüste. Und mich ebenso. Motto: Urlaub statt Geschichtsschreibung.
Bin eh naturfeig. Sitz gemütlich mit Töchterchen in Hurghada, Touristen-Hochburg am Roten Meer, wo das Außenministerium bestenfalls Lachkrämpfe kriegt, wenn man wegen Reisewarnung nachfragt…
Aber die kennen Töchterchen nicht! Die ist ein Sicherheitsrisiko auf zwei Beinen… („Wofür ist der rote Knopf da, Mami? Ich versuch’s mal…“)
Ägypten also… Oh Nubis! Die Rückkehr der Ohrwürmer… „Schni schna schnappi lebt direkt am Nil“ intoniert Töchterchen. Und ich kontere: “In Ägypten, in Ägypten / lebten streng sie nach Gelübten!”
Mit diesen schönen Worten beginnt nämlich ein Gedicht des Kabarettisten Leo Lukas. Nach dem Opener kommt ein langer Teil, den ich immer vergess’ – wurscht wie oft ich danach google. Aber das Ende weiß ich wieder. Da heißt es:
“Nur der deutsche Urlaubsgast,
dem bekanntlich nie was passt,
ging nach der Sphinx
nicht links,
sondern geradeaus weiter.
Seitdem vermisst ihn der Reiseleiter.”
Geht mir penetrant-ohrwurmös im Kopf herum seit ich das Flugzeug betreten hab. Hatte ja selber vor, “streng nach Gelübten” zu leben: Finger weg vom Nachspeisen-Buffet! Dafür nicht “Walk Like”, sondern gleich “Run Like An Egyptian”. Extra ein Hotel mit Miniclub gebucht, um kurz mal ausbüchsen und strandlaufen zu können, wenn mein Sicherheitsrisiko friedlich clubbt.
Aber jetzt, wo ich mal da bin… hmmm… also… ich trau mich nicht so recht…
Das tut hier nämlich keiner! Oder genauer gesagt: Keine.
Ich dachte ja, ich lauf allmorgentlich die Strandpromenade entlang. Was an der Adria recht war, kann am roten Meer nur billig sein, dachte ich… Aber Strandpromenade ist nicht, hier gibt´s gehsteiglose Hauptverkehrsstraße.
Vor allem aber: Hier gibt’s echt keine Läuferinnen Niemand, der seine sekundären Geschlechtsmerkmale unter’m T-Shirt fröhlich die 5km-Runde entlang wippen lässt.
Eine muss mal anfangen? Naja, wie gesagt: naturfeig! Hielte ich außerdem doch eher für Kulturimperialismus, denn für Revolte. Man muss sich ja nicht unbedingt benehmen wie der „deutsche Urlaubsgast“. (Den hab ich hier übrigens noch gar nicht gesehen, Herr Lukas! Hier gibt’s nur Russen.)
„Inschallah“ sage ich resignativ zu meinen Nikes, als ich sie unbenutzt zurück in den Koffer werfe. Das Fortbewegungsmittel der Wahl ist für Töchterchen ohnedies nicht der Laufschuh, sondern das Kamel… Wer könnte ihr’s abschlagen? Morgen wüstenschiffen wir uns also ein. Wenn ich nicht runterfall, wird nächste Woche kompensatorisch für zwei gelaufen.
Nicht like an egyptian. Aber halt like an austrian mit tickendem Countdown im Gnack…
[Sent from my iPhone – Excuse the typos]
Tags: Laufblog, Nicole läuft
Definiere: Notfall
Jan. 23rd, 2012 by Nicole Kolisch
Zu Beginn des Urlaubs hab ich #kind2 ein paar ägyptische Pfund in ein kleines Geldbörserl gegeben und einen Zettel mit der Hoteladresse. Zur Sicherheit, falls sie verloren geht oder weiß der Kuckuck…
Nun hat sie sich in ein ferngesteuertes Auto verliebt und will es unbedingt haben. Ich find’s zu teuer.
#kind2: „Ich zahl was von meinem Geld dazu!“
ich: „Du hast doch gar kein Geld.“
#kind2: „Oja, du hast mir was gegeben in mein Geldbörsl…“
ich: „Aber doch nicht geschenkt. Das ist für Notfälle.“
#kind2 sieht mich mit großen blauen Augen und noch größerer Ernsthaftigkeit an und flüstert: „Das ist ein Notfall, Mama!“
Tags: #kind2
Ich-bin-Ich
Jan. 15th, 2012 by Nicole Kolisch
Countdown-Woche 12: “Wer bin ich eigentlich?”, fragt Nicole. Und geht laufen, um es herauszufinden. [erscheint auch auf typischich.at]
Ich weiß nicht, ob Sie’s gehört haben: Hannibal Means gibt ein Konzert in Wien. Sie müssen ihn nicht kennen, aber für mich ist er wichtig. Als er noch regelmäßig aufgetreten ist, hab ich jeden Sonntag Abend im Roten Engel verbracht, um ihn zu hören. Aber das war in einem anderen Leben. In einem Leben, in dem Musik für mich Atemluft war.
Ich hatte eine CD-Sammlung, die jeden Verkäufer bei HMV vor Neid erblassen hätte lassen. “Identität durch Expertise” nennt das die Psychologie. Und recht hat sie.
Wo andere repräsentative Bücherregale haben, um sich und der Welt zu zeigen, wer sie sind, hatte ich Regalmeter voller CDs. Klar, als Tochter eines stadtbekannten Buchhändlers muss man schon was anderes als Bücher finden, um sich seine eigene (soll heißen: eigenständige) Identität zusammen zu puzzeln. Da war halt die Musik.
Und irgendwann war sie nicht mehr da. Ich hab keinen Spotify Account. Ich hab in meinem Leben grad mal drei Songs von iTunes runtergeladen und die Regalmeter CDs sind jetzt in Laden verstaut. Ich seh sie nicht mehr, dafür nimmt’s weniger Platz ein und man muss nicht so viel abstauben. Kurz: Irgendwann hab ich nicht nur aufgehört, Musik zu atmen. Ich hab auch ganz aufgehört, sie zu hören.
Zeitpunkt? Etwa mit der Geburt des ersten Kindes. Ab da gab’s Mozart fürs Baby. Aber nicht mehr Sondheim für Mami.
“Die Entscheidung, ein Kind zu haben ist von großer Tragweite. Denn man beschließt für alle Zeit, dass das Herz außerhalb des Körpers herumläuft.” Der Satz stammt von Elisabeth Stone und wir haben ihn auf die Geburtsanzeige geschrieben. Er berührt mich sehr, immer noch, aber er ist nur die halbe Wahrheit. Die schönere Hälfte.
Die andere Hälfte ist, dass nicht nur das Herz, sondern auch die Identität auswandert. Oder das, was frau lange dafür hielt. “Wer bin ich” tritt zurück und lässt “Für wen bin ich” den Vorrang. Und ehe du dich versiehst, ist es so weit entglitten, dass man’s nur noch schemenhaft wahrnehmen kann. Nö, keine Sentimentalitäten. Ist halt so. Dient der Arterhaltung.
Die Brille, die ich trage, weil ich im Computer-dominierten Alltag nicht mit Kontaktlinsen herum murksen will, hab ich 2001 ausgesucht. Sehr akribisch. Hundert Optiker abgeklappert, um die richtige zu finden, weil Teil meines damaligen Identitätspuzzles.
Und jetzt? Naja, wie erwähnt: Es ist immer noch die, echt nicht mehr aktuelle, von 2001… Für Mich-neu-erfinden (bzw. überhaupt mal finden) hab ich keine Zeit. Punkt.
Oder doch?
Ja, wenn ich laufe.
Laufen ist Massensport, es ist unoriginell wie Wiener Schnitzel – und so schlecht wie ich laufe, kann von “Identität durch Expertise” wahrlich nicht die Rede sein. Trotzdem. Es ist so ungemein identitätsstiftend, dass es manchmal schmerzt. Muss oft weinen beim Laufen, weil ich merk, hoppla, ich spür mich. Ja, mich. Und nicht bloß den Bänderriss…
Kathrine Switzer hat beim Frauenlauf mal gesagt: “It’s about more than running. It’s about more than fitness. It’s about changing women’s lifes.” – Naja. Sind noch viele Kilometer bis dahin… Aber ab und zu fügt sich ein Steinchen ins Nicole-Mosaik. I may not win but I can’t be thrown.
Und deshalb gibt’s hier auch wieder ein bißchen Musik. Vielleicht kommt sie ja zurück.
Wikinger
Jan. 13th, 2012 by Nicole Kolisch
Im Fernsehen läuft etwas über Dänemark.
Er: Dort wohnt die Liesl.
#kind2: Und ein paar Wikinger.
Er: Heute nicht mehr, früher. Jetzt wohnt die Liesl dort.
#kind2: Aber sie hat schon früher dort gewohnt. Und da gab’s dort auch noch Wikinger!
Courtesy of Kindsvater, der diesmal als Chronist fungierte…
Tags: #kind2



