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Es gibt heuer keine Weihnachtsstimmung. Punktum. Ich weiß auch nicht, woran es liegt

Aber wenn ich mich umhöre und umschaue, lese ich durch die Bank von Leuten, denen es ebenso ergeht. Im Zweifelsfall lässt sich ja immer alles auf das Wetter schieben. Die Gleichung lautet: Kein Schnee = keine Weihnachtsstimmung.
Oder auf die böse Konsumindustrie, die uns Ende August die ersten Nikoläuse vor die Nase knallt und im November bereits die Neujahrsschweinderln samt Kotzkübel…äh Sektkübel.
Irgendwo dazwischen ist dann Weihnachten abhanden gekommen.
Mir greift diese (B)Analyse aber zu kurz. Schnee gab’s mal ja, mal nein in meinem Leben. In den letzten Jahren ohnedies eher nein. Nikoläuse im August sind auch kein Novum und haben mich etwa 2001 nicht daran gehindert ganz außerordentlich weihnachtsgestimmt zu sein. Aber heuer?

It’s not for lack of trying though …

An unserer Tür prangt brav der alljährliche Glitzerstern. In weihnachtlichem Rot, was unsere grantelnden Nachbarn schon letztes Jahr für unverhohlene Kommunismuspropaganda hielten. Das hat sie gleich noch grantelnder gemacht. „Der Stern von Bethlehem ist rot!“, zischte Frau Nachbarin zwischen den Zähnen Herrn Nachbarn zu, mit unmissverständlich entsetztem Subtext.
Aber heuer hängt er erst recht wieder. Ich kann echt nicht auf alles Rücksicht nehmen.

Auch nicht auf die (anti-)religiösen Gefühle meines Vaters, der widerum mit roten Sternen gut leben kann, dafür Magengeschwüre von Weihnachtsengerln bekommt. Trotzdem hängen sie am Fenster, weil #Kind1 und #Kind2 mögen sie gerne – und die haben die Vorrechte ortsansäßiger Platzhirschinnen.

Darüber hinaus stehen in einer Vase wacker die Barbarazweigerln. Die sind mein persönliches botanisches Experiment. Es gibt jedes Jahr Taktikbesprechungen mit der Blumenhändlerin, wie man sie verdammt noch mal zum Aufgehen bewegen kann. Heuer hab ich sie (ihre Idee) gleich zu Beginn in einer warmen Badewanne ersäuft, und wenn das nicht nachhaltig nützt, werde ich sie (meine Idee) noch mit der Infrarotlampe… – Also Sie sehen, ich bemühe mich ja um Weihnachten! Aber es will heuer nicht.
Ich gehe an Punschständen vorbei und bin nicht mal in Versuchung. Damit ist eigentlich schon alles gesagt.

Kekse sind – mal abgesehen von den Kokosbusserln – fertig. Aber sie haben mich nicht in Weihnachtsstimmung und die Wohnung nicht in Zimt-Vanille-Aroma gehüllt. Ok, letzteres schon, aber auch nur vorübergehend. Die Magenkrankheit der Katze riecht nämlich nachhaltiger. Und meinereins war inzwischen einfach nur entnervt von den klebrigen Teigfingern.

Wer mich kennt, weiß um meine Kitschseele, um meine geradezu einschüchternde Sammlung an Weihnachts-CDs und den Fanatismus, mit dem ich Gewürznelken mit bloßen Fingern in Orangen stecke. (Den dazupassenden Chuck Norris Gewürznelken-Witz dürfen sich Internet-Mem-affine Personen an dieser Stelle selber erfinden, ich verkneif ihn mir.)

Kurz: Ich bin wahrlich keine Weihnachtsagnostikerin. Ich glaub, es liegt nicht an mir. Sogar die Kids sind heuer verhältnismäßig ungerührt und haben es mir nicht übel genommen, dass ich, ob meiner Intoleranz für noch mehr Klebefinger, den Großteil der Kekse hinter ihrem Rücken gebacken habe.
#Kind1 bastelt zwar vergnügt ihre polytheistischen Krippenfiguren in der Schule („Josef und Maria waren schon aus, da hab ich halt vier Jesuskinder gemacht“), um sie dann für die Klassenkassa zu verhökern (auch hier Weihnachten in Konsumenien), bohrt aber gelangweilt in der Nase, wenn ich den Adventkranz ansinge. „Bah! Humbug!“

Nun gut. Sind ja noch zehn Tage. Meine Girlgeek-Seele setzt große Hoffnungen auf das YouTube Weihnachtskino, dessen streng geheimes Programm Intendantin Jana Herwig in nächtelanger Recherche zusammengestellt hat.
Da werde ich hingehen, und auf eine innere Wandlung vom Scrooge zum Tiny Tim hoffen.

Und Sie lesen dann nächste Woche, ob das geklappt hat

[Text für Zeit im Blog 21]

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