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Christopher Clay hat es geschafft. Sein Startup-Unternehmen „Soup“ schmeckt endlich auch den Investoren – und macht den 25-jährigen Wiener zur heißesten Aktie der österreichischen Digi-Szene. [Erschienen im WIENER 340]

„Man muss schon genau wissen, warum man so etwas in Österreich macht – und nicht im Silicon Valley, wo alles leichter wäre“, sagt Christopher Clay. Er selber weiss es eigentlich nicht. Hat sich halt so ergeben.

Ausserdem ist das mit der Arbeitserlaubnis drüben doch nicht so leicht. Zuviel Bürokratiekram; der lenkt nur ab. „Alles, was ablenkt“, sagt Clay, „ist schlecht für ein Startup!“ Lieber die ganze Energie in das Projekt stecken, „Denn es ist risikoreich und da sollte man besser 100 Prozent geben“.

Es kommt, wie es kommen muss: Der frischgebackene Dipl. Ing. landet bei einer Agentur – nicht bei irgendeiner, wohlgemerkt, sondern durchaus bei der coolsten, die hierzulande im Bereich Neue Medien tätig ist, bei „Knallgrau“. Ein Jackpot-Job. Nur nicht für Clay, der zusehends merkt, dass er nicht die Visionen anderer umsetzen will, sondern lieber eigene. Der sich nach weniger Abstraktionsebenen zwischen sich und seinem Tun sehnt. Als der Zivildienst ruft, kündigt er. Jetzt, wo der Staat für seinen Unterhalt zahlt – wenn auch mehr schlecht als recht – ist die Gelegenheit günstig, eigene Ideen auf Schiene zu bringen.

Mit zwei Freunden gründet er Soup, eine Art Aggregator anderer Onlineaktivitäten, ein vom User individuell gestaltbarer Knotenpunkt, der per RSS-Feeds gefüttert, zur ganz persönlichen Web-Collage wird. Sprich: Ein selbst gebrautes Süppchen mit allerlei Einlage drin. Alles klar? Keine Sorge, das war es anderen zunächst auch nicht: „Wir haben um Projektförderung angesucht, aber die haben nicht verstanden, was wir machen. Das ist wie Bloggen mit weniger Features, meinten sie, Was ist daran neu?“ Aber eine Abfuhr made in Austria kann dem jungen Unternehmerteam nicht viel anhaben. Fischt man eben im Ausland, sucht und findet sogenannte Business Angels: Leute, die selber erfolgreiche Firmengründer sind und in junge Teams investieren. Clay:„So etwas fehlt bei uns völlig, denn alle, die auf dem Sektor erfolgreich waren, sind mittlerweile nicht mehr hier.“

Hilfe gab es aber trotzdem. Und zwar von ganz oben, denn das dynamische Trio gewann den internationalen Wettbewerb Seedcamp und durfte in London mit dem Who-Is-Who der Branche auf Tuchfühlung gehen. Rechts der Gründer von Skype, links die Macher von Last-FM – dazwischen die Buben aus der Wiener Suppenküche, Networking bis die cerebralen Festplatten durchschmoren.

Das Ziel ist klar: groß werden. So groß, dass die Firma einmal um schrecklich unanständige Beträge von Google oder Konsorten gekauft wird. Das ist auch das einzige, was institutionelle Investoren reizt. Letztlich scheitern nämlich 90 Prozent der Startups, in die sie ihr Venture Kapital stecken. Jene zehn Prozent, die es schaffen, müssen also über zehn Mal soviel Geld einbringen, als sie geschluckt haben. Das ganze ist reines Glückspiel. Entweder du wirst ein Gigant à la Facebook und Youtube – oder du hast dich zwei Jahre abgearbeitet und schaust am Ende dennoch durch die Finger. Was bleibt, ist die Erfahrung. Aber das zählt nicht viel.

Zumindest nicht in Österreich. Clay: „Wenn man das Unternehmertum hier mit dem anglo-amerikanischen Raum vergleicht, so ist das der große kulturelle Unterschied: In Österreich gilt man als Verlierer, wenn man etwas probiert hat und damit gescheitert ist. Man ist dann nicht vertrauenswürdig. Wer in Amerika etwas probiert und scheitert, hat Erfahrung, d.h. man ist automatisch vertrauenswürdiger, denn man hat es ja schon einmal probiert und weiß jetzt zumindest, wie man’s nicht macht.“

Ans Scheitern denkt der Suppenkoch derzeit nicht. Im Gegenteil: In der österreichischen Startup-Szene ist er inzwischen so etwas wie ein Posterboy. Das Paradebeispiel, das staunend herumgereicht wird: Seht her, es geht ja doch! Und mittlerweile haben es auch die Förderstellen gecheckt und unterstützen das aktuelle Projekt, Soup zu monetarisieren. Dazu müssen sie’s ja nicht verstehen. Besser noch: Sie können beruhigt schlafen, weil sie kein unsicheres Internetdings fördern, sondern bloß helfen, eine ohnedies erfolgreiche Plattform in ein handfestes Geschäftsmodell umzuwandeln. Die österreichische Lösung ist gemütlich und sicher. Beim nächsten Mal also doch dort „wo alles viel leichter wäre“, Christopher?

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