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Social Google

Apple wäre gerne Amazon. Facebook wäre gerne Google. Und Google wäre gerne Facebook. – Drei Riesen, drei Wünsche. Einer davon geht gerade in Erfüllung. [geschrieben für den WIENER 359]

Wenn Google scheitert, dann auf hohem Niveau. Mehr noch: Sie profitieren stets davon. Den Überresten von Google Wave verdanken wir erweiterte Funktionen für Google Docs – und den frühen Gehversuchen mit Google Buzz ist google+ geschuldet: Googles jüngster Vorstoß in das lukrative Terrain sozialer Netzwerke.

Ob google+ dem Hype gerecht wird? Ob es mehr ist, als die hippe Sau, die rasch durchs digitale Dorf gejagt wird? Ist es gar der „Facebook-Killer“? Wir waren neugierig und haben das neue Spielzeug getestet.

Beim ersten Blick präsentiert sich google+ angenehm leer. Und damit sind nicht mangelnde User gemeint, sondern ein schön aufgeräumtes, schlichtes Design, der google’schen Unaufdringlichkeits-Doktrin folgend. Im Gegensatz zu Facebook, wo man seine persönlichen Einstellungen erst mühsam suchen muss, ist bei google+ alles klar strukturiert: Auf einer Liste kann ich meine Vorlieben anklicken, wie viel ich preisgeben, wie oft ich Spam (vulgo Benachrichtigungen) toleriere. Fazit: niederschwellig und übersichtlich. Wir verteilen ein erstes Plus an google+.

Ein zweites gibt es dafür, dass man innerhalb des Netzwerkes keine persönlichen Mails schicken kann: Facebook-User sind das zwar nicht gewohnt, aber als „Plusser“ ist das unnötig, man hat ja die normale Gmail-Inbox. Also raus mit dem überflüssigen Klumpat! Danke, Google.

Danke auch dafür, dass User all ihre Daten jederzeit downloaden können, bequem als Zip-File. Ein Klick genügt.

Hiermit scheint die Usability des Angebots vorerst zu enden, denn jetzt wird’s kompliziert: Statt wie bei Facebook alle Kontakte in einen Topf zu werfen, bietet Google an, sie in „Circles“ zu sortieren: Extra Kategorien für enge Freunde, Arbeitskollegen, wahnsinnige Stalker etc.
In Folge kann bei jeder Statusmeldung gewählt werden, welcher dieser Kreise, meine Information zu Gesicht bekommt. Das ist sinnvoll, man will vielleicht in privatem Rahmen über die Arbeit stänkern – das müssen nicht alle Kollegen lesen. Es erfordert aber Mitdenken – und ein hohes Maß an sozialem Bewusstsein bei jeder einzelnen Interaktion. Was google+ ist, wird abhängig vom Gebrauch: Mache ich alle meine Meldungen öffentlich à la Twitter? Schränke ich sie teilweise ein à la Facebook? Oder wende ich mich ausschließlich an einen sehr kleinen Kreis – etwa innerhalb einer Projektgruppe? Mit der Wahlmöglichkeit (gut!), steigt die Verwirrmöglichkeit (schlecht!). Fazit: Gewöhnungssache.

Bleibt die Frage, ob das ausreicht, um google+ zum Facebook-Killer zu machen. Nun, so schnell wird’s nicht gehen. Die Speerspitze der Webbies ist begeistert, aber Herr und Frau Durchschnittsuser haben es sich auf Facebook bequem eingerichtet mitsamt ihrem sozialen Umfeld – warum sollten sie wechseln? Zuckerberg wird wohl noch eine Weile ruhig schlafen. Wer sich aber fürchten muss, ist Skype. Gerade von Microsoft erworben – das hat bereits viele User vor den Kopf gestoßen – und nun mit echter Konkurrenz konfrontiert. Denn, was google+ unter dem unscheinbaren Namen „Hangout“ versteckt, ist das wahre Killer-Feature des Systems: Ein Gruppen-Videochat, der Vergleichbares alt aussehen lässt.

Fazit: Gut möglich, dass sich google+ nicht durchsetzt. Aber es hat gute Chancen. Und: Wenn Google scheitert, dann auf hohen Niveau. Social Google – in welcher Inkarnation auch immer – ist mit Sicherheit here to stay.

Randall Munroe /xkcd.com

3 Top-Features:

  • SPARKS: Eine Art Feed-Reader für Interessen. Google filtert aus dem Netz Dinge, die mir gefallen könnten. Wer Radfahren, Rezepte oder Batman angibt, bekommt die entsprechende Auswahl frei Haus geliefert.
  • HANGOUTS: Killer-Feature. Die Live-Videochat-Funktion von google+, zu der man seine „Circles“ oder einzelne Personen einladen kann. Bis zu zehn Personen sind gleichzeitig möglich.
  • HUDDLE: Funktion fürs Smartphone: Gruppenkonversationen via SMS, begrenzt auf die ausgewählten „Circles“,z.B. für Terminkoordinationen.

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